Mein (vor)letzter Besuch in einem schnuckeligen Haus mit schnuckeligem Garten in Schluderns (demnächst ziehen die Bewohner in eine kleinere barrierefreie Wohnung).
Schluderns liegt im Südtiroler Vinschgau, genauer im Obervinschgau. Als Vinschgau wird das Tal bezeichnet, das sich von Meran nach Nordnordwesten Richtung Österreich und die Schweiz zieht.
Das Tal ist berühmt für seine Waale. Das sind Bewässerungsgräben, mit denen Wasser von den Bergen zu den Wiesen im Talgrund geleitet wird. Damit das kostbare Nass gut verteilt werden kann, verlaufen diese künstlichen Gerinne in den Bergen relativ parallel zum Talgrund und haben in Abständen Abzweigungen nach unten.
Genauso wie die berühmten Levadas auf Madeira. Sie weisen nur wenig Gefälle auf und neben jedem Waal ist ein Weg, weil ja das Gerinne regelmäßig von Falllaub und Schmutz gereinigt werden muss. Die Begleitwege sind gemütliche Wanderwege, umrauscht vom Wasser und meist im schattigen Wald.
Im Tal wurden mit dem Waalwasser Kuhweiden bewässert, heutzutage aber eher Maisfelder und die zahlreichen Apfelbaumkulturen (für die der Vinschgau auch berühmt ist). Weil das Wasser verteilt wird, steht es nur zeitweise zur Verfügung (es gibt eine extra Leitung getrennt vom Ortswasser). In dem Garten, um den es hier geht, kann und darf mit Waalwasser nur von 18:15 Uhr bis 20:15, von April bis zum Frost, gegossen werden.
Der 20m² kleine Gemüsegarten muss regelmäßig bewässert werden. Er ist nicht mit Grundwasserfeuchte in Verbindung, sondern liegt im ersten Stockwerk oberhalb eines Kellers, mit knapp 40cm Humusauflage. Also wird Waalwasser verwendet.
„Majestätisch blickt der Ortler herab auf Haus und Garten“ könnte man schwelgen.
Trotz der Kleinheit ist das Gemüsegärtlein gut ausgenutzt: Viele Salate, Fisolen = Grüne Bohnen, Zucchini, Tomaten, Kartoffeln, Grünkohl, Rauna = Rote Beete, Karotten = Möhren, Zwiebeln, Knoblauch, Radieschen.
Zahlreiche Kräuter für die Küche sind auch angesetzt (ausreichend Dill und Rosmarin; Petersilie, Pimpinelle, Zitronenverbene, Baldrian, Sellerie, Borretsch, Kapuzinerkresse, Gartenkresse, Ananassalbei, Weißer Salbei, 2Sorten Pfefferminze, Malve) …und 2 Sorten Himbeeren. Und etliche Blumen, die nur einmal gepflanzt wurden und sich immer wieder selbst aussäen.
Auf der überdachten Terrasse kann man gut ruhen, lesen, essen oder Vögel beobachten
(Vogelfutterstelle, Vogeltränke und Nistkästen sind selbstverständlich!)
…oder das Grün wirken lassen
Der Rasen ist gerade ein 6,5m*2,5m Fleck (immer sattgrün, weil ebenfalls waalwassergewässert) und rundum mit Blumen, Skulpturen und schöner Pflasterung geschmückt:
Hinter dem Haus ist auch jeder Quadratzentimeter genützt.
Ein nettes Gärtchen, das Marie-Francoise und Hans-Jürgen da angelegt und sorgsam gepflegt haben.
Schluderns ist ein kleines Dörfchen, mit Resten alter Bauten und ein paar Neubauten
Aber wer will schon in dem alten Gemäuer wohnen, heutzutage wohnt man in Häusern mit Vollwärmeschutz!
Weiter oben wacht(e) die „Churburg“ über den Ort. Die gut erhaltene Burg beherbergt eine der größten Sammlungen an mittelalterlichen Ritterrüstungen, sehenswert! (ich muss erst Fotos von früheren Besuchen heraussuchen).
(hier verläuft ein Waal neben einem Kinderspielplatz und wurde zu einem Wasserspielplatz erweitert)
Das Waalwasser bewässert hier viele (aber nicht alle) Gärten.
Bin müde vom Marschieren. Soll ich rasten im Hängesessel oder einfach, umgeben von herrlichen Blumen, liegen und ein Buch lesen?
Wieder ein großartiger Eintrag, sehr interessant und wirklich stimmungsvolle Fotos, welche die viele Arbeit im Garten der beiden gut zu Geltung bringen!
Danke für den Einblick. Mir kommt da spontan Stifters Nachsommer in den Sinn.